Ein Jahr im Zeichen des Kontrabasses

26.01.2010

Flensburger Tageblatt vom 26.1.2010

Landesmusikrat kürt „Instrument des Jahres 2010“ / Popularität soll gesteigert und Nachwuchsproblem beseitigt werden

Warme, weiche, beinahe wehmütige Klänge dringen aus dem riesigen Resonanzkörper. Während Jörg Linowitzki die Saiten zupft, verschwindet er fast hinter seinem mannshohen Kontrabass. In seinem Gesicht spiegelt sich die Liebe und Leidenschaft zu diesem Instrument wider: „Ist es nicht ein besonderes Klangerlebnis?“ ruft er seinen Zuhörern begeistert zu. Der Professor für  Kontrabass und Prorektor der Musikhochschule Lübeck scheint Leidenschaft genug zu haben, um ein eher unbekanntes Musikinstrument den Schleswig-Holsteinern näher zu bringen.

Nach der Klarinette im Jahr 2008 und der Trompete im vergangenen Jahr wurde gestern in Kiel der Kontrabass vom Landesmusikrat Schleswig-Holstein zum Instrument des Jahres 2010 gekürt. Jörg Linowitzki ist Schirmherr dieses Projektes.

Der Kontrabass steht innerhalb eines Orchesters meist eher im Hintergrund. Vielleicht ist das der Grund dafür, warum er sich zum „Mangelinstrument“ entwickelt hat. „Die Situation des Nachwuchses ist bundesweit nicht gut, im Norden sogar katastrophal“, sagt Linowitzki. Es gebe keinen einzigen fest angestellten Kontrabass-Lehrer an schleswig-holsteinischen Musikschulen, kaum Instrumente, weniger als 100 Schüler, die landesweit das Spielen lernen.

Grund dafür: Unwissenheit über die Möglichkeiten des Kontrabasses, vermutet Linowitzki. Die meisten Kinder würden das Streichinstrument nicht einmal kennen. „Wenn ich mit dem Zug oder Bus unterwegs bin, rufen die ‚Guck mal – der hat aber eine große Gitarre‘“, erzählt der ehemalige Solobassist des NDR-Sinfonieorchesters. Dabei sei das Spielen schnell und einfach zu erlernen, die Körperhaltung dabei sehr natürlich und „nicht so verkrampft wie bei der Geige“. Nach nur kurzer Zeit könne man mit anderen zusammen Musik machen, in der Streichergruppe, im Schulorchester oder an der Musikschule.

„Der Kontrabass spielt genreübergreifend eine tragende Rolle – ob in der Klassik, in der Pop-Musik oder im Jazz“, sagt Klaus Volker Mader, Präsident des Landesmusikrates. Wie ein roter Faden soll sich das Streichinstrument in diesem Jahr durch die ganze Bandbreite des musikalischen Lebens in Schleswig-Holstein ziehen. Ziel des Projektes „Instrument des Jahres 2010“ ist es, die Popularität der „großen Gitarre“ zu steigern und die Aufmerksamkeit für die musikalischen Aktivitäten im Land zu erhöhen.

Jörg Linowitzki spielt dabei eine ganz besondere Rolle: „Ich will den Menschen das Instrument näher bringen.“ Er geht in die Schulen, bietet Workshops an, organisiert und gibt Konzerte. Im Nordkolleg Rendsburg wird der Bassist „Kontrabass für Nicht-Kontrabassisten“ unterrichten, im Schauspielhaus Kiel soll Patrick Süskinds Bühnenstück „Kontrabass“ aufgeführt und im Kreis Herzogtum Lauenburg eine Kontrabass-Klasse gegründet werden.

Jörg Linowitzki und der Landesmusikrat haben ehrgeizige Pläne. Warum das ganze Engagement? „In einem Orchester gibt es keinen Klang ohne den Kontrabass. Er ist das Fundament“, sagt Linowitzki. Der Bassist blickt optimistisch in das Jahr seines Instrumentes: „Ich bin mir sicher – es lohnt sich!“ Ihm glaubt man das sofort.

Anne Lammers

« zurück zu: Presseresonanz

Flensburger Tageblatt vom 26.1.2010

Danke

Förde Sparkasse NDR1 Schleswig-Holstein magazin Possehl Stiftung Yamaha