Der Dozent mit dem Kontrabass

15.06.2010

Flensburger Tageblatt vom 15.6.2010 von Janina Pieper

Musik spielt im Leben von Thomas Großmann eine große Rolle – beruflich wie privat

Wenn der Kontrabass plötzlich wie ein Schlagzeug klingt, dann steht mit hoher Wahrscheinlichkeit Thomas Großmann dahinter. Der 45-jährige Jazz-Kontrabassist spielt mit Zahnbürste, Kamm und Drumstick auf dem Saitengerät, um so „auf natürlichem Wege“ Percussion- oder Schlagzeugtöne zu erzeugen. In seinem Soloprogramm „Double The Bass“ sind seine Stücke zu hören. „Das Musizieren mit Küchengeräten ist mittlerweile recht bekannt. Meine Idee ist ein Nebenprodukt dieser Erfindung“, sagt Großmann. Hauptberuflich arbeitet der Musiker seit fünf Jahren an der Universität Flensburg als Dozent im Fachbereich Musik. Zudem leitet er die Big Band der Uni.

Geboren wurde Großmann 1964 im Schwarzwald. Er studierte Orchestermusik in Hannover und Berlin, Musik-Erziehung in Berlin und absolvierte eine Tontechnik-Ausbildung in Berlin und Hamburg.

Auf einem Konzert, bei dem er als Gastmusiker auftrat, lernte er seine Ehefrau Kirsten kennen. Sie war zufällig Zuschauerin. Lange lebten sie in Berlin. 1997 zog das Paar, das heute vier Kinder hat, auf einen Resthof nach Freienwill. „Wir sind vor allem wegen der Kinder aus Berlin weggegangen. Der Reiz an dem ländlichen Leben ist die kinderfreundliche Umgebung“, erzählt Großmann.

Doch auch andere Gründe zogen die Familie aufs Land. Vor fünf Jahren errichtete das Ehepaar dort „Antons kleine Welt“, eine Kombination aus Musikschule, Tonstudio und Theater. „Die Bauart des Hauses ermöglichte uns, eine großzügige Musikschule einzurichten. In der Stadt wäre das, was wir jetzt machen, nicht möglich. Hier haben wir keine Nachbarn, die das Musizieren nervt, und wir werden nicht durch Straßenlärm gestört. Zudem ist die Musikschule eine tolle Möglichkeit, das Haus zu beleben“, erzählt Großmann. Mittlerweile nehmen bei ihnen rund 80 Personen, hauptsächlich Kinder, Musikunterricht. Die jüngsten Schüler sind sechs Jahre alt – die Älteste ist Mitte 60. Neun Lehrer unterrichten Geige, Bratsche, Cello, Flöte, Klarinette, Oboe, Saxophon, Gitarren, Keyboard, Klavier und Schlagzeug. In dem Tonstudio des Hauses spielte schon Jazz- Prominenz wie Knut Kiesewetter.

Auf einer kleinen Bühne im Gebäude finden Theateraufführungen statt, geschrieben von Kirsten Großmann. Sie ist Leiterin der Fördeschule in Tarp und unterrichtet Musik und Bewegung an der Uni Flensburg. Auch die Herzen der vier Kinder schlagen für die Musik: Tochter Jella (21) studiert Kontrabass in Lübeck. Sohn Finn (18) unterrichtet Saxophon- und Oboe in „Antons kleiner Welt“. Sohn Glenn (14) spielt Kontrabass und die Kleinste, Talea (9) spielt Schlagzeug. Ausgleich zur Musik und zur Arbeit findet Großmann in der Bewirtschaftung seines Hofes: „Die sechs Hektar Land des Resthofes sind eine Verpflichtung, jedoch auch ein toller Ausgleich zur Arbeit.“

Dieses Jahr wurde der Kontrabass vom Landesmusikrat zum Instrument des Jahres 2010 in Schleswig-Holstein gekürt. „Das Jahr soll etwas zum Verständnis von Instrumenten beitragen, vor denen Menschen hohe Hemmschwellen haben. Beispielsweise wissen viele gar nicht, dass es auch Kinder-Kontrabässe gibt“, so Großmann.

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